Das perfekte Unperfekte
Jeder hat es das ein oder andere Mal – der Hang zum Perfektionismus. Bei einigen mir persönlich bekannten Künstler höre ich es ganz oft, dass das Bild, Plastik, Skulptur oder was auch immer, nicht perfekt ist – noch nicht so ganz fertig. Ich selbst bin auch eine davon. Eine Perfektionistin. Was ich selbst als unperfekt halte, ist für andere wieder große Kunst und perfekt, so wie es ist.
Was ist Perfektionismus?
Wenn ich so das Internet durchforsche bei der Frage „Was ist Perfektionismus?“, so wird mir beschrieben, dass es eine Persönlichkeitseigenschaft oder Verhaltensweise ist, bei der eine Person danach strebt, alles perfekt zu machen oder zu erreichen. Perfektionisten haben oft hohe Ansprüche an sich selbst und setzen sich unter Druck, um Fehler zu vermeiden oder die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Sie neigen dazu, sehr kritisch mit sich selbst zu sein und sind oft unzufrieden, wenn etwas nicht ihren hohen Standards entspricht.
Wer entscheidet, was Perfekt ist?
Wie komme ich darauf zu sagen, dass Kunst nicht perfekt ist? Wer bestimmt denn, welche Kunst Perfekt ist? Wenn ihr das nächste Mal auf einer Kunstausstellung seit oder ein tolles Museum besucht, dann stellt euch mal so dicht, wie möglich an ein Bild, dass euch vorher als Perfekt erschienen ist? Merkt ihr was? Euer Auge hat euch bei einigem betrogen. Weil, ihr das jetzt wisst, gefällt euch das Bild jetzt weniger gut oder denkt ihr, „Wow, von weitem sieht das so gut aus.“?
Künstler und Perfektionist – passt das?
Ok, soweit, so uninteressant. Wie komme ich jetzt darauf Kunst mit Perfektionismus zu vergleichen? Na, ganz einfach. Ich wollte was richtig Tolles machen. Eine Zeichnung von einem Kranich, den ich bei meinem letzten Zoobesuch in Frankfurt gesehen habe.
Ich erinnerte mich an den tollen Tag mit meinem Partner, den Sonnenschein, die vielen verschiedenen Tiere und die lachenden Gesichter der Kinder (und die gestressten der Eltern). Es war ein entspannter Sonntagnachmittag und wir hatten beschlossen, alle Fütterungen im Zoo zu besuchen. So sind wir auch bei den Robben und Pinguine gelandet. Wir hatten bei der Pinguin Fütterung zugeschaut und die Kraniche wollten hier auch ihre Portion Fisch abstauben und sind, wenn die Pinguine nicht schnell genug waren, dazwischen gewischt und hatten sich ihr Futter gemopst.
Dieser eine lauernde Kranich auf dem Felsen ist mir nicht mehr aus dem Sinn gekommen und ich wollte das Bild unbedingt zu Blatte bringen. Ich hatte es auch geschafft. Ich war stolz, wie Oskar. War ja auch eine Riesenarbeit und Kleinarbeit. Die ganzen Federn, die Struktur des Felsens, der lauernde Blick. Wir ist es gelungen, alles einzufangen.
Jetzt wollte ich die Zeichnung, welche ja schon perfekt war, noch perfekter machen. Ich wollte diese mit Aquarellfarben und Blattgold verschönern und Akzente setzten, damit der Kranich noch besser zu Geltung kommt. Damit es auch schöne Konturen gibt, hatte ich dies auch mit einem speziellen Klebeband abgetrennt. Als ich dann das Band wieder vom Blatt lösen wollte, hat sich die komplette Zeichnung mit abgelöst. Die ganze Arbeit wurde mit einem ruiniert. Ich konnte auch nichts mehr retten. Tagelang habe ich dem Bild nachgetrauert und meinen Perfektionismus verflucht.
Loslassen und neu kreieren
Dieser Hang zum noch besser machen, kenne ich von mir. Mal fällt es mir leicht, Missgeschicke und Kunstwerke zu verwandeln und das andere Mal fliegt es in die Schublade oder schlimmer noch auch in den Müll.
Bei vielen Bildern, die ich in den Jahren gemalt, gezeichnet, gedruckt oder zusammengebastelt habe, kamen durch eben diese kleine Missgeschicke, noch schönere Bilder zustande. Was als ein komplettes Bild anfing, endete als Bilderserie, die jetzt auch bei Kunstliebhaber die Wohnung schmücken.
Beim nächsten Mal wird alles Besser
Mein Fazit ist, dass ich auch mal loslassen muss. Ich muss nicht alles Perfekt machen. Ich nehme Abstand und lasse zuerst mal alles auf mich wirken, bevor ich was ändere. Manchmal reichen auch 80% aus, um 100% zu zeigen. Ob es beim nächsten Mal besser wird? Wer weiß? Ich hoffe darauf, dass ich noch einige Missgeschicke habe und damit schöne Kunst mache, die dann vielleicht auch an euren Wänden hängt. Oder, wenn ihr selbst Kunst macht – nehmt euch nicht zu ernst.
Wo kannst du meine Kunst sehen und wo kannst du sie erwerben?
Meine Kunst kannst du direkt sehen und erwerben: eigenArt Becker, Wasserwerkstraße 55, 68309 Mannheim, dann auch auf meiner Homepage, auf Instagram oder auf meinen Ausstellungen. Ich freue mich sehr, wenn Kunstinteressierte mich über meine Bilder befragen. Du kannst mich auch direkt anrufen (Telefon: +49 (0)159/01340295) oder eine Mail (info[at]eigenart-becker.de) schreiben!