Kintsugi – Die Vergoldung der Unvollkommenheit

Kintsugi das Leben und die Kunst

Neulich im Frühstücksfernsehen hatte eine Frau über ihre Vergangenheit berichtet. Sie hatte mit 16 Jahre einen schweren Brandunfall, wodurch ein Großteil ihres Körpers nun mit Narben bedeckt ist. Sehr lange Zeit hat sie sich ihrer Narben geschämt. Erst jetzt nach über 30 Jahren hat sie das überwunden. Sie versteckt sich und ihre Brandnarben nicht mehr.

Sie berichtete darüber, wie sie das geschafft hat und, dass sie ihren Kampf, ihre Narben nun stolz zeigt. Sie erzählte, dass sie zusammen mit ihrer Freundin eine Fotosession machte. Die Freundin fotografierte sie dabei, wie sie ihre Narben mit Farbe vergoldete. Kintsugi nannte sie das und die Geschichte der Frau hat mir sehr imponiert.

Unabhängig davon habe ich fast zur gleichen Zeit weitere Kintsugi Beiträge, Posts, Blogs und auch persönliche Gespräche mit den unterschiedlichsten Wahrnehmungen und von unterschiedlichen Personen gehört und gelesen. Ich war da noch nicht auf der Suche nach einer Erklärung, aber Kintsugi hat mich schon gefunden. Das konnte doch kein Zufall sein. Jetzt musste ich mehr darüber erfahren.

Was ist Kintsugi?

Das Erste, was man über Kintsugi im Internet findet ist, die Kunst mit pulverisierten Gold und Ursuhi-Lack zerbrochene Keramik wieder kunstvoll zusammenzufügen. Kintsugi ist eine alte japanische Reparaturmethode Porzellanbruchstücke zu verkleben. Sollte das das Geheimnis sein? Dem es nicht so. Es geht noch viel tiefer.

Kintsugi und Wabi-Sabi (wabi = die Schönheit in der Einfachheit/ sabi = Wertschätzung des Alten) ergänzen sich. Es bedeutet in etwa die Vergänglichkeit und der Neuanfang. Die Kintsugi-Philosophie bedeutet, dass ein Bruch nicht das Ende ist. Wenn eine kunstvolle Reparatur gelingt, kann aus Zerbrochenem und Unvollkommenheiten ein noch viel stärkeres, schönes, neues Kunstwerk entstehen.

Die Philosophie sagt noch mehr aus. Kintsugi ist die Abkehr zum Perfektionismus und vermeintlicher äußerer Schönheit und zugleich eine Annahme und Demonstration von Mut, sich Zerbruch zu stellen. Es bedeutet auch, sich auf einen längeren Prozess einzulassen und auch längere Ruhephasen einzuhalten. Es verlangt also eine Haltung von Geduld, Aufmerksamkeit und Sorgfalt für den Prozess, damit aus dem Zerbrochenem etwas Einzigartiges und Neues entsteht.

Kintsugi und das Leben

Unser Leben verläuft nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Es ist unsere Entscheidung, wie wir unser Leben führen und welche Entscheidungen wir treffen.

Ein Lieblingssprichwort von mir fällt mir da ein:

„Die Entscheidungen, die wir treffen, diktieren das Leben, welches wir führen.“

Quelle unbekannt

Kintsugi ermöglicht uns dann wieder Erfahrungen als Teil eines Bruches zu stehen und die zusammenhängende Geschichte darin zu verstehen. Wie in einem Puzzle, in dem nach und nach die Teile ein ganzes Bild ergeben. Narben als Teile der neuen Gestalt – Narben aus Gold.

(Quelle: www.finde-zukunft.de/blog/narben-aus-gold-nbspkintsugi-als-metapher-fr-unser-leben )

Kintsugi und die Kunst

Wie verhält es sich jetzt aber mit Kintsugi in der Kunst? Es fordert uns heraus geduldig zu sein. Das Gefäß, der Künstler, muss ruhen, ruhen in seiner Arbeit. Er wartet und beobachtet. Schaut sich immer wieder neue Perspektiven an, um die Schönheit neu zu verstehen. Auch der Umgang mit dem eingesetzten Material, die Herausforderungen beim Malen, die Veränderungen im Kunstwerk werden körperlich und seelisch gefühlt.

So verhält es sich auch bei mir. Ein Werk entsteht nicht einfach so. Ich warte geduldig, bis sich die Farben, Kompositionen entwickeln. Zuerst in meinem Geist, über meine Hände und Augen. Auch entwickelt sich vieles bei der Entstehung. Ich überlege, was aus dem Vorhandenen ergänzt werden kann. Wenn es nicht immer gelingt, arbeite ich daraus wieder neue Formen oder Flächen. Es ist auch überraschend, was aus Fehlern oder Narben alles entstehen kann. Ganz, wie es auch bei der Kintsugi-Philosophie geübt wird, ist es auch bei mir daran, dass ich auch aus meinen Fehlern lerne und daraus die Schönheit herausarbeite. Wäre mir der Fehler nicht passiert, wäre es nie so geworden, wie es dann im Endergebnis ist.

Auch ich als Künstler wachse mit jedem Kunstwerk. Gewinne an Erfahrung, Wissen, Wachstum und wird als Teil des Ganzen.

Perfektionismus wird überbewertet. Ich wachse aus meinen Fehlern. Ich bin ein Produkt meiner Fehler und bin auch stolz darauf der Mensch zu sein, den ich trotz, wegen meinen Fehlern bin.

Ich wünsche euch allen, dass ihr euch vergoldet. Du bist ok, so wie du bist!

Melde dich bei mir unter info[@]eigenart-becker.de oder über das Kontaktformular unter meiner Website https://www.eigenart-becker.de.

Solltest du über weitere Infos über mein Schaffen, meine Projekte und Ausstellungen interessiert sein, dann kann du auch gerne meinen regelmäßigen Newsletter abonnieren.

Wenn du mehr auch von meiner Kunst erfahren möchtest, dann bist du herzlich auf meiner Website eingeladen dich umzuschauen. Bei Fragen, Anregungen, Wünsche für dein spezielles Bild, kannst du mich gerne ansprechen.

Wo kannst du meine Kunst sehen und wo kannst du sie erwerben?

Meine Kunst kannst du direkt sehen und erwerben: eigenArt Becker, Wasserwerkstraße 55, 68309 Mannheim, dann auch auf meiner Homepage, auf Instagramoder auf meinen Ausstellungen. Ich freue mich sehr, wenn Kunstinteressierte mich über meine Bilder befragen. Du kannst mich auch direkt anrufen (Telefon: +49 (0)159/01340295) oder eine Mail (info[at]eigenart-becker.de) schreiben!

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